Das ist hier die Frage: Des odr dr Teller?

Einen wunderbaren Nachmittag haben wir mit den “Freunden Frankreichs Walheim” am Samstag verbracht (mehr darüber kommt). Bei einer kleinen schwäbisches Exkursion über “der Butter” stand dann die Frage im Raum: Wie steht’s den mit das oder der Teller in unserer schwäbischen Mundart?

Wia sagt mr: des odr dr Teller?

Klaus Goldmann (u.a. “Chef” der Freunde Frankreichs) hat dies nicht ruhen lassen und darüber rechechriert:
Zur Frage des grammatischen Geschlechts von “Teller” im Schwäbischen habe ich den unten erwähnten Artikel von Bastian Sick gefunden, der außerdem DAS typische dritte Beispiel erwähnt, welches mir gestern auf der Zunge lag, sich aber von dort partout nicht lösen wollte – Alzheimer lässt grüßen! – , DER Schogglad. Bei dem muss man ja nicht bis ins Lateinische mit butyrum oder gar bis ins Griechische zurückgehen (frz. LE beurre, it. IL burro), sondern kann es ganz einfach an den modernen Sprachen festmachen span. EL chocolate vom indianischen xocolatl und franz. (woher wir es wohl übernommen haben) LE chocolat. Im Italienischen gibt es beides IL cioccolato und LA cioccolata.
Teller kommt vom lateinischen “Tellurium” und da ist es von Haus aus sächlich.

Das Schwäbische Handwörterbuch von Hermann Fischer (Auflage 1986) gibt zu den 3 genannten Beispielen übrigens keine Auskunft, erwähnt sie nicht einmal, werden wohl nicht als ausgefallen schwäbisch erachtet.

A propos sächlich: alle deutschen Wörter auf -chen, -lein , schwäbisch -le sind ausnahmslos sächlich (DES 500-Quadratmeder-Häusle), was Ausländer bei “DAS Mädchen” immer ins Grübeln bringt. Die “Sächlichkeit” hat also eine grammatische Erklärung. Kulturgeschichtlich waren auch Mädchen früher weiblich, aber das ursprüngliche “DIE Maid” hat eine Bedeutungsänderung erfahren und wurde mit “Hure” gleichgesetzt, also brauchte man ein neues Wort. In Bayern und Österreich hat sich das Wort ja noch erhalten, da ist so etwas natürlich nicht vorgekommen. Hat man doch die missbrauchten Maiden halt einfach ins Kloster gesteckt.


Förderer der Schwäbischen Kultur:

2 Gedanken zu „Das ist hier die Frage: Des odr dr Teller?“

  1. Anbei ein schöner Artikel zum schwäbischen Artikel, wobei mir die Begründung für “DAS Teller” nicht ganz schlüssig scheint, man kann es ja schlecht mit dem deutschen “DAS Stück” erklären und das lateinische “talea” ist dummer Weise weiblich, das ergäbe also “DIE Teller” und das passt gar nicht! Die Herleitung vom lateinischen (sächlichen) “tellurium” scheint logischer, es hat zwar nicht die Bedeutung “Teller”, aber unter anderem die Bedeutung “Erde” und die Römer benützten ja Tongeschirr.
    Übrigens zur Ergänzung der Liste: “DER Sogge”.
    Hier aber der besagte Artikel:
    DER BUTTER, DAS TELLER….
    Wenn ein Schwabe sagt der Butter anstatt die Butter, dann gilt das vielen als Beweis dafür, dass wir Schwaben ein falsches und schlechtes Hochdeutsch sprechen. Welch ein Irrtum!
    Woher bitteschön nehmen die Nichtschwaben ihre absolute Sicherheit, dass Butter ein weibliches Substantiv sei? Weil diese Fettmasse, sofern nicht gekühlt, so schön weich ist? Oder weil sie aus Kuhmilch hergestellt wird und von weiblichen Tieren stammt?
    Butter ist, egal ob sahnig, gesalzen oder ranzig, schlicht ein Ding, eine Sache und somit Neutrum. Das haben bereits die alten Griechen erkannt, die dieses Milchprodukt „butyron“ nannten. Verfolgen wir dieses Wort anhand der Geschichte weiter. Im mittelalterlichen Latein findet sich „butyrum“, ebenfalls ein grammatikalisches Neutrum, dem man den griechischen Ursprung noch ansieht. Dessen Mehrzahl lautet „butyra“ und daraus wurde das spät-alt-hochdeutsche Wort „butira“. Vermutlich wurde die Endung „-a“ bei der Übernahme des Wortes in’s Deutsche als weibliche Endung missverstanden. Selbst Paracelsus beschreibt schon im 16. Jahrhundert die männliche Form des Butters. Wie auch immer: Wenn wir Schwaben sagen „der Butter“, dann befinden wir uns in guter Gesellschaft. Auch die Franzosen sagen „le beurre“ und die Italiener „il burro“ – also „der Butter“.
    Das Teller und nicht der Teller.
    Ähnlich wie beim Butter verhält es sich beim Teller. Der Schwabe sagt niemals „der Teller“, es heißt immer „Gib mr amol s‘ Teller rom“ – also „gib mir mal das Teller herüber“. Das mag daher rühren: Ein Teller (von lat.: talea abgeschnittenes Stück) ist ein runder, meist flacher Teil des Essgeschirrs. Da es sich aber um ein sächliches, abgeschnittenes Stück handelt, ist es logischerweise „das Teller“ und nicht „der Teller“.
    Sei’s drum: Ebbes Gscheits uf am Deller hod no koim gschadet
    Der Schoklad und nicht die Schokolade – der Zwiebel und nicht die Zwiebel
    Niemals würde ein Schwabe sagen „die Schokolade ist gut“, er sagt „der Schoklad isch guad“. Genauso ist „der Zwiebel“ saumäßig scharf und nicht „die Zwiebel“. Ich habe bisher nicht rausbekommen können, woher diese Geschlechtsumwandlungen“ herrühren. Einer wird’s wissen – Prof. Dr. Werner Mezger von der Uni Freiburg. Als Sprachwissenschaftler befasst er sich ja mit unserm „Slang“.
    Die absolute Ausnahme:
    …ist der Mensch und das Mensch.
    Im schwäbischen wird strikt unterschieden zwischen „der Mensch“ und „das Mensch“. Jeder Nichtschwabe wird jetzt sagen, „die haben doch einen an der Waffel, die Schwaben“. Haben wir natürlich nicht, wir „ticken“ schon noch richtig. Denn „der Mensch“ bezeichnet bei uns den „Homo Sapiens“ an sich, also den Menschen – wie bei allen deutschsprechenden Zweibeinern. „Das Mensch“ hingegen ist bei uns schlicht die weibliche Form des „Homo Sapiens“, also die Frau. Ich weiß, klingt schwer, ist aber so. „Das Menschle“ steht für ein nettes, junges Mädchen. Genauso kann der Ausdruck „des Mensch“, also „das Mensch“ Ausdruck sein für eine schwäbische (weibliche) Furie – im absolut negativen Sinne. http://www.dampfwalze.eu

  2. Nâchtrag zom Dällr (‘s isch net so, dass i sonscht nex zom do het)
    Herkunft des (schriftdeutschen) „TELLER“:
    mittelhochdeutsch teller, teler, im 13. Jahrhundert von altfranzösisch tailleor „Vorlegeteller“ entlehnt, das letztlich auf lateinisch tālea → la „abgeschnittenes, stabförmiges Stück“ zurückgeht. Der Teller ist ursprünglich ein Gegenstand, auf dem Nahrung zurechtgeschnitten wird
    https://de.wiktionary.org/wiki/teller

    teller , teler stn. (BMZ III. 28b) teller, discus, tella, tellarium, -erium (teller, deller, teler, tälir, taller, teiler, telle) Dfg. 185b. 575c. das deller Narr. 100,28 u. Anm. daʒ houbet ûf eime deller her tragen Erlœs. 4178. nu helfet mir mein teler ab ôszen Fasn. 374,30. täler Cgm.632,52 bei Schm. Fr. 1,599. becken, delier Chr. 4. 39,11, tälier Mur. Daʒ deiler Cgm. 311,35a bei Schm. Fr. 1, 598. — mit talier aus it. Tagliare, fz.tailler iez 339.

    http://woerterbuchnetz.de

    Abgesehen davon, dass „DAS Deller, Deiler“ hier mit Beispielen belegt ist, verweisen „tellarium und tellerium“ (nicht wie von mir ursprünglich angenommen „tellurium) eindeutig auf das sächliche Geschlecht.

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