Ein Blick hinter die Kulissen

Ein Walheimer stellte in einem Leserbrief im Neckar- und Enzboten die Frage, wie es denn mit privaten Finanzierung von Kultur im Cafe-Bricklebrit wirklich aussehe. Nun ja, jeder, der sich ein wenig mit Kulturarbeit auskennt weiß, es ist immer eine große Herausforderungen diese zu finanzieren. Im Schwäbischen Lieder- und Geschichtenhaus ist diese Herausforderung noch höher, aber umso reizvoller, da wir nach wie vor auf öffentliche Förderungen verzichten, um unsere Unabhängigkeit zu bewahren.

Natürlich haben wir die vom Leserbriefschreiber gestellten Fragen so weit als möglich in einem persönlichen Schreiben an ihn beantwortet. Wir denken aber, wir gewähren diesen Blick hinter die Kulissen allen unseren Freunden und Gästen und veröffentlichen hier den Brief:


Ich denke, als ebenfalls selbstständiger Unternehmer haben Sie dafür Verständnis haben, dass ich keine exakte Firmenzahlen öffentlich kommunizieren kann und werde. Dennoch möchte ich so weit wie möglich Ihren Informationswunsch erfüllen.

  • Als wir vor mehr als zweieinhalb Jahren die Umsetzung des Schwäbischen Lieder- und Geschichtenhauses angingen, gab es zunächst außer der Idee und einer Konzeption nichts. Für Inventar und Ausstattung war es also als ersten Schritt nötig einen mittleren 5-stelligen Betrag aus dem privaten “Geldbeutel” dafür zu investieren.
  • Um unsere Kleinkunstbühne betreiben zu können, sind monatliche Fixkosten für Miete (ja, wir bezahlen Miete), Strom (Heizung), Versicherungen, Telekommunikation und Beträge zu Pflichtmitgliedschaften (u.a. Dehoga und Arbeitsmedizinischer & Sicherheitstechnischer Dienst) im unteren 4-stelligen Bereich zu finanzieren.
  • Rund 100 Veranstaltungen im Jahr. Davon sind mehr als Hälfte Veranstaltungen, für die wir keinen Eintritt verlangen (Stichwort: Mitmach-Freitage, aber auch Veranstaltungen von örtlichen Vereinen und Organisationen, denen wir die von uns gemieteten Räume kostenlos zur Verfügung stellen). Die dabei entstehenden Aufwendungen finanzieren wir mit aus den Erlösen der “Künstler”-Veranstaltungen. Aus den Eintrittsgeldern werden außerdem zunächst die Gagen der Künstler finanziert, darüber hinaus fallen keine unerheblichen Kosten für GEMA, Werbung, Ticketvorverkauf etc. an.
  • Um eine solches kulturelles Angebot letztendlich finanzieren zu können, sind die Einnahmen aus der Gastronomie zwingend nötig.

Wie Sie sehen können, ist ein privat finanziertes Kulturprojekt finanziell eine aufwändige und komplexe Aufgabe. Wir beschweren uns nicht darüber, ganz im Gegenteil, es war uns bewusst, dass außer der Leidenschaft für die Kultur und einem hohen zeitlichen Aufwand (in der Regel sind wir an jedem Wochenende, neben unserem Beruf, der uns ernährt, im Cafe-Bricklebrit im Einsatz) eben auch eine professionelle Herangehensweise bei der Finanzierung dazu gehört.

Ich kann Ihnen versichern, dass die Freude, die wir unseren Gästen mit unserem Angebot geben können, im Augenblick und sicherlich über etliche Jahre hinaus genug Lohn sein muss.

Gerne lade ich Sie dazu ein, einmal bei uns vorbeizukommen (vielleicht an einem der eintrittsfreien Mitmach-Freitage), dann stehe ich Ihnen gerne – wenn es meine Zeit als “Küchenbulle” erlaubt – für weitere Antworten zur Verfügung.