Archiv der Kategorie: 9. Die Märchen

Dr Wolf ond di sieba Zickla

Lang isch’s her, dâ hât a alte Gois sieba kloine Zickla ghet ond dia hât se ganz arg möga. So wie des eba bei ra Mutter isch. Oimal hat se en dr Wald müsse, weil se dort nâch ebbes zom Essa sucha wella hât. Ond weil se emmer en Sorg wega ihre Kenderle war ond weil se au uff ihre Kloine arg uffbasst hât, nâ hat se dia Sieba zu sich her gruafa ond ehne ens Gwissa gredet: “Liabe Kendla, i gang jetzt en dr Wald naus ond ihr basset uff, wenn dr Wolf kommt. Wenn der nämlich en Stuba reikommt, nâ frisst dr euch mit Haut ond Hâr. Ond dr Wolf isch durchtrieba. Der vrstellt sich. An sein’ra rauhe Stemm ond an seine schwarze Dappr dâdra miasset’rn erkenna.”

Dia Zickla hen ihrer Mutter versprochen, sia dädet uffpasse ond sia seiat ganz arg vorsichtig. “Mach’ dr koine Sorga”, hen se dr Mutter no henderdrei gruafa. Bloß des hât net lang dauert, nâ hât’s an dr Tür grompelt. “Ja machte doch uff ihr Kendle. Da isch eur Muttr ond i hann für jed von euch a Gschenkle mitbrâcht.” Doch an dera rauha Stemm hen se glei gemerkt, des kâ net ihr Muttr sei, sondern des isch dr Wolf. “Mir machet net uff”, hen nâ dia Zieckla gruafa. “Du kâsch net onsr Muttr sei. Di hât nämlich a ganz feine ond agnehme Stemm. Du schwätsch abr ganz grommelig ond rauh. Du bisch dr Wolf.”l

Ganz narret isch dr Wolf fortgange ond hât übrlegt, was’r doa kennt.

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Hänsel ond Grethel


Lang isch’s her, dâ hât a Vatr mit seine zwoi Kendr ond seinr zwoita Frau näh am Waldrand glebt. Der Mâ war Holzhackr ond dia Zeit war so räs’, wia mr sich des heut’ gar nemme vorstella kâ. Für’s Leba hât’s grad so mit Ach ond Krach glangt, ond nâ isch nomâl herber worda. Dia Briah en dr Suppaschüssl war so dünn, mr hât sogar dr Boda beim Rausschöpfa gseah. En dr Bettlad’ hât sich dr vrzweifelte Mâ in dr Nacht romgwälzt ond er hât nemme gwisst, wia’s weiter ganga soll. Zu seim Weib hât’r en seinra Vrzweiflong gsagt: „Ich woiß net, was mr no mache sollet, s’langt henda ond vorne net zom übrleba. Wia soll i des bloß schaffe, drmit meine Kindr ebbes zom Beißa hen.“

„Woisch was“, hât nâ sei grob’s Weib gsagt, „morga, en äller Hergottsfrüh ganget mr mit de Kindr naus en dr Wald, genau dâ, wo’r bsonders dicht isch. Nâ machet mr a groß Feuer, drucket dene zwoi a Ribel Brot end Hand ond dehn so, wia wenn mr schaffa dädet. Ond nâ lasset mr se em Wald hocke. Dia fendet nâ bestimmt nemme hoim.“ Wia dr Vatr des ghört hât, nâ hat’n schier dr Schlag troffe: „Uff koin Fall machet mir des. I kâ doch meine Kendr net em Wald aussetza. Des kâ i net aushalte, weil dia wilde Viecher dort, fendet doch dia zwoi ond vrreißet se.“ Sie hât abr koi Ruah geba: „Mir müsset des so mache, weil sonst vrhongret mir älle vier ond Du kasch glei amol âfang Brettr zom Hobla für onsere Särg.“ Wia sei Weib ehm so Haut ra doa hât, nâ isch’r einknickt ond hât dem Plâ zuagestimmt. Es war em abr net recht wohl drbei, weil seine boide Kendr henn en doch arg dauert.

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Rapunzel

Auszug aus “Rapunzel”:

Lang isch’s her, dâ henn a Frau ond a Mâ sich ganz arg a Kendle gwünscht ond lang isch nex passiert. Doch oerwartet hât dia Frau gmerkt, i glaub’ i hann â Kendle onderm Herza. Dia Eheleut henn e ma kloine Häusle gwohnt ond aus em hendere Fenster hât mr en dr Nâchbr sein Garte gucke könne. Arg schöne Blume ond viele Kräuter hât’s en dem Garte ghet. Om den Garte rom war a riesige Mauer ond dâ nei hat’s sich koiner traut, weil d’Leut gwisst henn, des Âwese ghört ra Hex ond vor dera henn älle zemlich Mores ghet.

Oimal hat die werdend’ Muttr ganz glüschtelig zom Fenster naus guckt ond em Nachbarsgarta a Beet voll mit Ackersalat gseah. Dia Rapunzeln, so hat mr frühe zom Ackersalat gesagt hât, wartet so prächtig grün ond frisch ond so hat’s bei ihr koi halte mehr geba. Jeden Tag hât se schmachtend den Ackersalat âguckt, ond sie hât aber genau gewisst, es isch fast omeglich a Portio von dene Rapunzel zum kriaga. Sia hât sich so neigsteigert und sie isch dbeii ganz zammagfalle ond käsbloich worden. Ihr Mâ hat des mitkriagt ond isch ziemlich vrschrocka. “Was hâsch denn, was fehlt’r denn?”, hât’r sei Weib gefragt ond dia hât en glei âblägt: “Wenn mr net von dene Rapunzel von vis-a-vis holsch, i glaub’ nâ überleb’ i des net.”

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S’tapfere Schneiderle


Auszug aus “s’tapfere Schneiderle”:

Lang isch’s her, dâ isch am a Sommermorga a Schneiderle uff seim Tisch ghockt. Er hât sich an seim Lebe freut ond hât gnäht wia narret. Dâ isch a Bäuere d’Gass ronder komme. „Guat’s Gsälz hann es zom vrkaufa. Guat’s Gsälz feil“, hât se gruafa ond des hât des Schneiderle doch gern ghört. Er hât sein kloine Meggl zom Fenster naugestreckt: „Guate Frau, komm ruff, dâ wirsch Dei Ware schnell los.“ Dia drei Stiega isch se schnell mit ihrem schwera Greta nuff schnauft ond hât sämtlich Gsälz-Häfele uff dr Tisch stella müssa. Älle hât’s Schneiderle en Höhe ghoba ond en älle neigschmaggt. Vier Loth hât er von dem Mus wölle, was heut’ so knapp 100 Gramm wäret. „Es macht abr au nex, wenn’s a Viertel Pfond wird“, hât’r zur Bäuere gesagt. Des Weib war abr nâch dera mickriga Bestellong doch a bissle narret, hât se doch gehofft ghet, a bissle meh von ihrem Gsälz zom verkaufa.

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