Unser Partner feiert 100. Geburtstag

Der Strombergkeller Bönnigheim verwöhnt unsere Gäste mit einigen ausgewählten Weinen, und die genossenschaftliche Kellerei wurde am 2. März 1919 letztendlich gegründet. Die Bietigheimer Zeitung berichtete am Geburtstag über die vergangenen 100 Jahre:


Ein weinbewegtes Jahrhundert

35 mutige Männer brachten es auf den Weg: Am 2. März 1919 wurde der „Ortsverein für Weingärtner und Landwirte Bönnigheim“ gegründet – die Vorgängergenossenschaft der heutigen Weingärtner Stromberg-Zabergäu. Von Jürgen Kunz

An diesem Samstag kann der Strombergkeller seinen 100. Geburtstag feiern, denn der 2. März 1919 gilt als Geburtsstunde des genossenschaftlichen „Ortsvereins für Weingärtner und Landwirte eGmbH“ in Bönnigheim. Aus ihm ist die Strombergkellerei entstanden, die seit der Fusion im Mai 2012 mit der WG Brackenheim als Genossenschaft Weingärtner Stromberg-Zabergäu firmiert.

35 mutige Männer

„Am 20. Februar 1919 kamen 35 mutige Männer bei dem Bönnigheimer Metzgermeister Karl Schweyher zusammen, um den entscheidenden Impuls zu geben, was sich während der fünf zurückliegenden Jahrzehnte Ortsverein für Weingärtner und Landwirt eGmbH, Landwirtschaftliche Waren- und Winzergenossenschaft, Weingärtnergenossenschaft Bönnigheim eGmbH und Strombergkellerei eGmbH nannte. Die Idee für eine solche Interessenvereinigung wurde freilich schon 20 Jahre zuvor geboren. Seit dem Jahr 1898 bestand in Bönnigheim ein Weingärtnerverein“, so berichtete der Enz- und Metterbote in seiner Ausgabe vom Donnerstag, 20. Februar 1969, über die am darauffolgenden Wochenende anstehenden Jubiläumsfeierlichkeit zum 50-jährigen Bestehen der Bönnigheimer Strombergkellerei.

Gründungsversammlung in Brauerei

Die erste ordentliche Generalversammlung des „Ortsvereins für Weingärtner und Landwirte eGmbH“ fand am 2. März 1919 – bemerkenswerterweise – in der Bierbrauerei Bihl statt. Dabei wurde das Genossenschaftsstatut verabschiedet und die Höhe eines Geschäftsanteils auf 100 Reichsmark festgelegt, wobei ein Mitglied höchstens zwei Anteile erwerben konnte. Dem Ortsverein traten spontan 223 Mitglieder bei. Gleichzeitig wurde die Genossenschaft Mitglied im „Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften in Württemberg e.V.“ (Raiffeisen). „Den Mitgliedern den gemeinschaftlichen Ankauf landwirtschaftlicher Bedarfsgegenstände, sowie den gemeinschaftlichen Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu vermitteln“, war das ausgewiesene Ziel des Ortsvereins. Im Bekanntmachungsblatt „Michelsberger Warte“ veröffentlichte im März 1919 das Amtsgericht Besigheim einen Auszug aus dem Genossenschaftsregister. Darin wurden Friedrich Waibler, Weingärtner in Bönnigheim, als Vorstandsvorsitzender („Vorsteher“), Johannes Sartorius, Bauer in Bönnigheim, als Stellvertreter des Vorstehers, und Hermann Bechtel, Kaufmann in Bönnigheim als Vorstandsmitglied genannt.

Anfang des 20. Jahrhunderts tat sich der Weinbau schwer und war auch wenig rentabel. Der Gesamtertrag der Weinberge reichte oft nicht einmal für die notwendigsten Anschaffungen aus. Mit großen Schulden wurden die Betriebe von den nachfolgenden Generationen übernommen und mit Schulden wurden die Besitzer wieder zu Grabe getragen, heißt es in einer Sonderausgabe der Bietigheimer Zeitung aus dem Jahr 1994 zur Geschichte des Weinbaus und der Strombergkellerei.

1920 das erste Großprojekt

Schon im November 1920 ging die junge Genossenschaft an das erste Großprojekt. Das bis dahin gemietete Lagerhaus bei der Burg wurde für 30 000 Reichsmark gekauft. 1923 kam der Burgkeller, der von der Firma Amann und Söhne gepachtet wurde, hinzu. Damit waren zwar die räumlichen Bedingungen für einen genossenschaftlichen Weinverkauf geschaffen, doch die Geschäfte liefen schlecht. In diesem Jahr lieferten die Mitglieder 385 Hektoliter Wein an, und im Mai 1924 fand erstmals eine Weinversteigerung statt. Ergebnis: Es wurde kein einziger Liter Wein verkauft, die Genossenschaft musste letztendlich die Flaschen unter dem Einkaufspreis abgeben.

Nur zwei Jahre später: Im Herbst 1926 war der Jahrgang 1925 verkauft. 1928 bekam man durch die gemeinschaftliche Traubenannahme den Ausbau der Weine besser in den Griff. Bis dahin war der Ausbau jedem einzelnen Mitglied selbst überlassen, was zu Schwankungen in der Qualität führte. Für die Annahme stellte die Stadt Bönnigheim die Liebensteiner Kelter zur Verfügung, die Kosten für die Erstausstattung beliefen sich auf 5000 Mark. Diese Bemühungen führten dazu, dass ab 1931 keine Weinversteigerung mehr nötig war, man hatte sich einen kleinen, aber treuen Kundenkreis aufgebaut.

1935: 183 Traubenablieferer

Im Jahr 1935 hatte die Genossenschaft 538 Mitglieder, wovon 183 Trauben ablieferten. Die Fasskapazität lag bei 60 000 Liter. Die letzte größere Investition während des Zweiten Weltkrieges waren fünf Fässer mit 50 000 Liter Inhalt, die 1942 gekauft wurden. 1940 hatten die Wengerter nur noch 402 Hektoliter abgeliefert.

Gegen Ende des Krieges leerten die Franzosen die Bönnigheimer Weinkeller, kurz nach dem Krieg war ein eigenes wirtschaftliches Handeln nicht möglich. Der Grund: 1946 und 1947 wurden Genossenschaftsweine vom Wirtschaftsministerium bestimmten Händlern zugewiesen. 1948 erfolgte die Ausgliederung des Warengeschäfts aus der Genossenschaft. Im August beschloss man den Bau einer neuen Kelter am Burgplatz. 1962 wurden dann die Fusionsgespräche mit der 1941 gegründeten WG Kirchheim/Hohenstein erfolgreich abgeschlossen. Damit war der Grundstein für die Strombergkellerei gelegt. Im Jahr 1965 entschlossen sich auch die Hohenhaslacher Mitglieder mit ihrer 1951 gegründeten Genossenschaft zur Fusion mit Bönnigheim, 2002 kam die 1948 gegründete WG Erligheim zur Strombergkellerei.

Neues Betriebsgebäude

1966 konnte der erste Bauabschnitt des neuen Betriebsgebäudes auf einem 1,5 Hektar großen Gelände am Stadtrand von Bönnigheim eingeweiht werden, 1971/72 wurde die Traubenannahme mit einem Keller zur Vergärung der Moste von der Kelter am Burgplatz in die Cleebronner Straße verlagert. 1979 entstanden eine weitere Traubenabnahmestation und ein neues Kellerhaus, 1984 konnte mit weiteren Tanks das Lagervolumen von zwei Millionen Liter erweitert werden. 1991 erstellte die Kellerei einen Erweiterungsbau und erhöhte dadurch die Kapazität des Flaschenlagers auf 800 000 Flaschen.

Fusion trotz Weinstreit

Wirtschaftlich war es sicherlich die richtige Entscheidung, mit Blick auf die ganz frühe Geschichte des Weinbaus in Bönnigheim und Umgebung sorgte die Fusion der beiden eigenständigen Strombergkellerei und WG Brackenheim im Jahr 2012 zur Genossenschaft „Weingärtner Stromberg-Zabergäu“ aber durchaus für Heiterkeit. So schrieb Elisabeth Zipperlen im Enz- und Metterboten vom 21. Februar 1969: „Interessant ist ein 50-jähriger Weinhandelsstreit von 1727 bis 1776 im Zabergäu.“ Bönnigheim, Erligheim und die Hälfte von Cleebronn unterstanden in jener Zeit den Grafen von Stadion und dem Erzbischof von Mainz, während die anderen Zabergäu-Gemeinden württembergisch waren. Deshalb nahm Bönnigheim für sich den freien Weinhandel in Anspruch, während sich die württembergischen Gemeinden Brackenheim und Güglingen sich sehr benachteiligt fühlten, da sie ihren Wein viel billiger verkauften mussten.

„Die zu Bönnigheim, das für die Handelslandschaft in bequemer Lage liegt, befinden sich ungemein wohl, weil die Lasten der württembergischen Untertanen nicht zu tragen haben; sie ziehen allen Nutzen aus hiesigem Revier“, hieß es in einem Bericht aus dem Jahr 1731. Erst mit einer herzoglichen Resolution vom 18. April 1776, wonach die Kurmainzisch-Stadionschen Orte wieder zum Zoll verpflichtet wurden, konnte der Streit beendet werden. Allerdings, „wie überliefert, muss es noch eine geraume Zeit gedauert haben, bis sich die bewegten Gemüter der Weingärtner des Zabergäus mit den bevorzugten Bönnigheimern, Erligheimern und Cleebronnern ausgesöhnt hatten“, schrieb Elisabeth Zipperlen in ihrem Bericht 1969.

91-prozentige Zustimmung

Bei der Fusion 2012 hat der vor mehr als 280 Jahren ausgefochtene Weinstreit natürlich keine Bedeutung mehr. Mit jeweils mehr als 91 Prozent stimmten vor knapp sieben Jahren die Mitglieder der beiden Genossenschaften für die Bildung der „Weingärtner Stromberg-Zabergäu“, die momentan drittgrößte Weingärtnergenossenschaft in Württemberg mit einer Rebfläche von etwa 750 Hektar und rund 1150 Wengertern.