Ein Schwâb in dr rheinischen Bütt’

Im Rahmen eines “Akts der Völkerverständigung” war ein Teil des O.K.-Duos – dr Kunz – erstmals im rheinischen Karneval aktiv. Als schwäbischer Landbote protokollierte er bei zwei Sitzungen der Baudobriga Schwarz-Gold in der Bopparder Festhalle das lokale und politische Jahr 2015.

Für alle, die es nachlesen wollen, hier nun der Vortrag:

Vielleicht wird meine Sprâch’ für Euch a bissle schwer,
weil ich komm’ vom Neckar zu Euch her.
Ich fühl’ mich geschmeichelt und geehrt
und hoffe, dass sich am Schluss niemand beschwert.
Als schwäbischer Landbot’ schenk’ ich Euch ogeniert ein:
die närrische Wâhrheit ond den reinen Wein’.
Als Schwâb und Novice im rheinischen Karneval,
weiß ich aber ois ganz genau,
man sagt nicht Narri-Narro oder Tschä Hoi – sondern HELAU.

Die Kölner Bürgermeisterin gab vor einige Tag’ den guate Rât,
bloss ich stell’ mir die Frâg, wie des wohl gâht:
Denn Frauen sollen jetzt eine Armlänge Abstand halte, des isch krass,
des Küssa fällt de Elferrät’ dann schwer, des macht koin Spass.
Ob Fasching, Fasnet oder Karneval
närrisch sind wir älle, also isch’s scheißegal,
weil überall machet die Obere omegliche Sacha
und dâdrübr wöllet mir heut genüsslich lacha. HELAU.

Fährt mr runter vom Hundsrück, oben auf der Höh’
nâ sieht mr unten Boppard, ach wie schee:
Die Altstadt und die Promenad’ am Rhein,
prächtig rausgeputzt, historisch, richtig fein.
Die unzählige Kurve, die sind schon a Qual,
bremsa, lenka uffpassa – gefühlt hundert Mâl.
Doch isch mr unten und des isch kein Witz,
dâ kommet dia Schlaglöcher, des haut de aus de Sitz’. HELAU.

Der Neckar, des isch onser schwäbischer Fluss
doch, ganz ehrlich, ich komm’ zu dem Schluss:
Euer Rhein, des scho a ganz andere Nummer
bloss guckt mr zurück, nâ macht der au richtig Kummer.
Am Ufer lieget schöne Schiffla am Tau,
und des wird manchmal zur richtigen Schau,
doch passet an der Promenad’ gut uff,
gelegentlich kommt nämlich einer im Suff,
der isch nâ recht forsch und schnell
so fehlt plötzlich der Steg, an dera Stell’. HELAU.

Jetzt werd’ ich ganz ehrfürchtig ond gang uff d’Knie,
die Stadt Boppard isch heilig, wie nie.
Franziskus heißt der Chef em Vatikan,
ond hier am Rhein, isch dr Ort, wo Vieles begann,
der Papst hât im Goethe-Institut fleißig studiert,
und sicherlich auch kräftig die Tropfa vom Hamm probiert.
Der heilige Mann hât gsagt er sei ganz vernarrd:
„Den besten Wein, den gibt es in Boppard.“
Die hiesige Stadtväter waret ganz beglückt,
henn viel überlegt und dann recht geschickt,
ond dabei gar net lang zaudert,
den „Papst-Franzikus-Weg“ aus dem Hut gezaubert.
A Prachtstrâß’, des wär für den bescheidena Mann net schee,
a Fußwegle, des passt – und schont des städtische Budget. HELAU.

So richtig aus de Fugen isch jetzt der Weltenlauf,
so viel, wie noch nie, send uff der Flucht und kommet zu Hauf,
Eltern ond Kinder henn Angst om ihr Leben,
ond deshalb isch ihr Bestreben
nach gfährliche Reise, Ruhe zom finden
ond bei uns in Sicherheit, freundlich uffgnommen nieder zu sinken.
Die Willkommenskultur isch bei uns unbeschreiblich,
a paar Deppa gibt’s überall, des isch unvermeidlich.
Wenn mir des net schaffet, wer soll’s nâ richten
des Helfen gehört einfach zu unseren christlichen Pflichten.
Bloß Europa zeigt sich von seiner hässlichen Seit’
den die Wenigsten send zur humanitären Hilf’ bereit.
Manche Länder strotzet vor Gier
schreiat schnell ond laut bloß „Hier“
wenn’s aber oms Geld ond Zuschüss geht,
– ach, wie isch des denn blöd. HELAU

Im Facebook auf „Besser Boppard“, da geht’s oft recht rond
es geht um kaputte Zäun’ ond Haufa von de Hond.
Auch der würzige Pommes-Gestank
sorgt im Städtle für vielerlei Zank.
Ein Thema aber, des treibt alle um
da wird’s en Boppard oruhig – niemand bleibt stumm:
Man bohrt verzweifelt nach Wasser, dem mit ma Mineral,
des wär für a Freibad in Bad Boppard ideal.
Seit Jahren kann man hier sich nicht mehr im Sommer laben,
weil es fehlt ein Plätzchen zum erfrischenden Baden,
Auch im letzten Sommer war es für Kinder und Eltern richtig fad
und dies bei mehr als 40 Grad. HELAU

Was ist bloß aus unserem Fußball-Sommer-Märchen worde,
weil Blatter, Beckenbauer und andere Konsorte,
mit große, schwarze Kasse
des fröhliche Fußballfest henn kaufen lasse.
Jetzt können dia andere endlich genüsslich die Hände reiben,
und vorwurfsvoll mit den Finger auf uns zeigen.
Nix Genaues weiß man nicht,
es ist aber doch eine komische Geschicht’,
weil onser Kaiser Franz darüber schweigt
und alles, wie er treuherzig bekennt, blanko unterschreibt. HELAU

Denk ich an Amerika, ich sag’s mit Bedacht
dann bin ich um den Schlaf gebracht.
Porsche, Audi und VW,
Mercedes, Opel und BMW:
Die besten Autobauer gibt’s in unserem Land
und das ist für die Amis wohl eine Schand’.
Mit der NSA haben sie spitzfindig kontrolliert
und endlich den Skandal aufgespürt:
Der Rauch der VW-Mötorla,
des tut sie dort drüben doch arg stören.
Dabei ist es ohne Bedeutung und es wird gern gelitten:
die Dreckschleudern in den riesigen Ami-Schlitten. HELAU

„Kein bisschen Frieden“ beim Grand Prix,
null Punkte, des gab’s für uns noch nie.
Für unser Mädle Ann Sophie war des ein rechter Schlauch
„Black Schmoke“ brachte bloß einen schwarzen Rauch.
Ehrlich muss man sein, sie war ja nur die zweite Wahl,
der Vorentscheid-Sieger Kümmert drückte sich vor des ESC-Qual.
Zum großen Glück hat Schweden gewonnen,
und damit sind viele ihrem Unglück entronnen,
denn die Russin Polina Gagarina lag bloß auf Platz zwei,
ond ein Grand Prix in Moskau ging an den Fans vorbei.
Weil in Russland krieget Schwule und Lesben viel Ärger,
bei einem Grand Prix käm’ der Großteil vom Publikum direkt in den Kerker. HELAU

Liebe Leut’, isch das denn nicht verrückt,
wir werden jetzt vegetarisch zwangsbeglückt.
Sie pflichten uns zum Vegi-Day
mit Gemüse, Obst und Tofu-Allerlei.
Dabei steht denen Fleischverweiger ihr Übel
bereits im Alten Testament in der Bibel.
Die Eva hat den Adam ja mit einem Apfel verführt,
das hat zu unserem Elend gführt.
Mit einem Dibbekucha mit viel Speck, des isch gewiss,
hätt’ uns der Gabriel net nausgschmissa aus dem Paradies. HELAU

Politisch korrekt, das wird auch gefordert,
sonst wird man als Redner zum Pranger beordert.
Ein sprachlicher Wahnsinn, ich muss es beklagen,
„Gendergerecht“, da dreht sich der Magen.
Ich sag’s Euch: Die Brust, die bleibt weiblich,
Einst Schneemann, jetzt Schneefrau, das ist doch nur peinlich.
Eines ist klar, die Natur hat’s gegebe
es gibt eben Buben und Mädle.
Die Tendenz der Emanzen, die wird schnell erkenntlich,
denn bloß „der Idiot“, der bleibt nämlich männlich. HELAU

Die Vorschriften, die ganget aber noch weiter,
das Ganze ist nicht wirklich heiter.
Es ist jetzt es ein unabdingbares Muss,
man sagt nämlich nicht mehr Mohrenkuss.
Auch das Jägerschnitzel ist nun verpönnt,
weil dies scheint’s Minderheiten verhöhnt.
Schwäbische Wirtsleute mit ihrem hellen Köpfchen
servieren aber weiterhin ein Schwabentöpfchen. HELAU

Jetzt komme ich zum End’
doch eines sag’ ich noch gschwend,
der Auftritt hier war eine tolle Sache
ich überlege ob ich’s wieder mache.
Doch endlich gebe ich nun Ruh’
Ihr klatschet mir begeistert zu,
dann kann ich zufrieden niedersinken
und zwei bis dreizehn Weinle trinken.
Was mir zum Schluss nun noch bleibt:
Ich wünsch’ Euch eine gute Zeit,
will Euch einen Herzenswunsch noch geben,
macht’s gut, mit dem Herrgott seinem Segen. HELAU