Nr. 285 Dr Schorsch vrzählt vom 4. September 2021

Dr Schorsch vrzählt seit 21. Februar 2015 jeden Samschtich en der Bietigheimer, Sachsenheimer, Bönnigheimer Zeitung.

Prima, mir hend prächtige Spätsommertag’ vor ons, mit Temperatura von bis zu 27 Grad. Dr klassische Altweibrsommr wartet also uff ons. Halt, ojemine, därf mr des übrhaupt en dene gendergerechte Zeita, wo mr doch jed’s Wort uff d’ Goldwâg’ lega muss, om net von irgendwem âgoscht zom werde, no saga? Abr selbschtvrständlich! Dr Schorsch hilft Euch heut’ ganz elegant ond fundiert aus dr Bredouille. Ihr könnet also so richtig mit Herrschaftswissa bei dene Möchtegern-Schlaumeier ond Kritikarschta uff dr Busch klopfe – ond se âständig blamiera. S’gâht also om des Wort Altweibsommer, ond o Wondr, des hât übrhaupt gar nex mit dr Vroglimpfong von ältere Dâme zom do. Mr sagt bekanntlich Altweibersommr, wenn kurz vorm Herbst a Hochdruckgebiet für a Scheewettrperiode sorgt. Drbei steigat dia Temperatura am Tag scho âmol weit über 20 Grad. Weil abr drbei des Nächtens dr Himmel ganz ohne Wolka ischt, kâ’s nâ schon empfendlich frisch werda. Bodafröst’ net ausgschlossa. Nâ zeiget sich am früha Morga mit ganz feine Wassrtöpfla glitzernde Spinnfäda. Dia Spinnfäde henn höchstwahrscheinlich dem Altweibrsommr sein Nâme geba. „Weiben“ isch nämlich der altdeutsche Ausdruck für’s Knüpfa von Spinnweben, ond mr hât des Wort dâmals au für „wabern“ odr „flattern“ gsagt. Dia Spinnfäde stammet, so hât’s wenigstens en frühchristlichr Zeit gehoißa, von dr Maria ihrm Mantel, den se bei ihrer Himmelfahrt scheint’s âgeht häb’. Deshalb sagt mr zu dene Spinnfäde au „Marienfäden“, „Marienseide“ oder Marienhaar. Schee, gell?
 guate Woch’ ond em Herrgot sein Sega.