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Kabarett in realsatirischen Zeiten

Der 63-jährige Otmar Traber ist einer der bekanntesten Kabarettisten im Kreis. Seit 1989 steht er auf der Bühne, seinen Spielort, das Alte Schulhaus in Hoheneck, hat er verlassen und ist auf die „Kleinkunstbühne Casino Kornwest­heim“ gewechselt. In Zeiten von Landtagsposse, Pegida oder Trump erläutert der Künstler im Gespräch mit BZ-Redakteur Jürgen Kunz, was diese Zeit der Realsatire mit Rentenposse im Landtag, Trump und Pegida für ihn als Kabarettist bedeutet.

Der Kabarettist Otmar Traber.

Herr Traber, hat ein Kabarettist überhaupt noch etwas zu tun?

Otmar Traber: Für mich gibt es da zwei Sätze: Humor ist eine kreative Form der Resignation, und das andere ist natürlich, dass Humor eine große Freiheit ist, sich über die heftigste Realität hinwegzusetzen. Und daher ist es eine gute Zeit für Kabarettisten.

Wie gehen Sie in Ihren Programmen an die Situation heran, dass die Realität bereits satirische Züge hat?

Von meinem Verständnis her versuche ich eine humoristische Wendung zu finden. Humor heißt ja nichts anderes, als dass man den Blick anders auf die Realität legt.

Kann dadurch Kabarett etwas verändern?

Im humorvollen Blick finde ich eine Möglichkeit, nochmals eine andere Spur zu setzen, ohne dass man mit Kabarett irgendetwas verändern. Aber man kann befreiter, entspannter die Situation anschauen.

Spielen globale Themen in Ihren Programmen eine Rolle oder bewegen Sie sich mehr im regionalen Umfeld?

Ich habe natürlich Trump oder Pegida im Programm. Natürlich spielt auch die SPD mit Schulz eine Rolle.

Verändern sich Ihre Programme im Laufe einer Spielzeit, reagieren Sie auf aktuelle Ereignisse?

Im Augenblick habe ich noch den Oettinger mit den ,chinesischen Schlitzohren‘ im Programm. Und das mache ich noch auf Englisch, ich weiß aber, dass ich dies vielleicht noch vier oder acht Wochen spielen kann. Man muss immer darauf gucken, wie lange trägt es noch. Man muss natürlich Aktualität haben, ohne dass man in die politische Tagesaktualität verfällt.


Förderer der Schwäbischen Kultur


Geld spielt keine Rolle, oder?

Jürgen Kunz

Opitz & der Kunz wollen natürlich in ihrem Cafe-Bricklebrit auch Spaß haben,  und suchen immer gerne das Gespräch mit ihren Gästen. Und besonders gerne unterhalten sie sich mit Leuten, die sich auch um kulturelle Veranstaltungen (im weitesten Sinn) verdient machen und sich dabei engagieren. Ein Sinn bringender Austausch unter Gleichgesinnten gewissermaßen .

Fast schon zum Grübeln hat uns dabei eine Anmerkung eines liebenswerten Gastes gebracht: “Mit der Kultur kann man heutzutage kein Geld verdienen!” Er wisse von was er spreche, hat er noch ergänzt. Für seine Kulturarbeit habe er ein von der Kommune ein bereit gestelltes Budget von einigen tausend Euro,  aber dies würde in keinem Jahr ausreichen, um ein anspruchsvolles Kleinkunst- und Konzertprogramm auf die Bühne zu bringen.

“Meine Güte, das ist das Fallbeil-Urteil für unser erstes Schwäbisches Märchen- und Geschichtenhaus, war die erste, aber auch nur kurzzeitige Reaktion von Opitz & Kunz. Aber ersten sind wir Schwaben, zweitens sind wir hoch motiviert und drittens sind wir mit einer ebenso kreativen, wie verrückten Sturheit ausgestattet. Wir lassen uns also auf keinen Fall entmutigen, ganz im Gegenteil: Mehr als 40 Veranstaltungen in diesem Jahr, gerade mal zwei Monate nach der Eröffnung unserer Kleinkunstbühne, sind der hoffnungsvolle Start in eine (staatlich oder kommunal) ungeförderte Kulturarbeit.

So bauen wir also auf die Idee der ersten Heimstatt für schwäbische Kultur, auf unser außergewöhnliches Ambiente und die Hoffnung, dass die Künstler dieses Projekt als das sehen, was Opitz & Kunz für sich, für ihre Gäste und ihre Künstler als Präambel des Cafe-Bricklebrits bewusst formuliert haben: „Mit Märchen, Kleinkunst, Lesungen, Musik, unserem schwäbischen Bücherschrank oder Seminaren, aber auch gerade in  unserm Café und in der  Vesperstub‘ mit regionale Produkten, wollen wir unserer schwäbischen Identität, Kreativität und Vielfalt eine Heimat geben. Wir wollen unsere wunderbare Mundart und unser schwäbisches Lebensgefühl gemeinsam pflegen, und sind dabei weltoffen und freuen uns auf Neues – so wie wir Schwaben eben schon immer sind.“

Wenn die Künstler im Land dies genau so sehen und bereit sind daran mitzuwirken, ja dann ist uns um unsere Herzensidee eines Schwäbischen Märchen- und Geschichtenhaus nicht bange. Ganz im Gegenteil, dann beweisen wir gemeinsam, dass Kultur nicht von einem dicken Geldbeutel abhängig ist.


Eigentlich propagiert Jürgen Kunz in seinem außerredaktionellen Leben, das Schreiben in schwäbischer Mundart. In diesem Blog “Über onsern schwäbischa Tellerrand naus…” macht er bewusst eine Ausnahme, weil er will, dass diese Artikel über den schwäbischen Sprachraum hinaus gelesen, verstanden und kommentiert werden.